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Natascha Sadr Haghighian:Fruits of One’s Labor

Ludlow 38 präsentiert Früchte der Arbeit, eine Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Natascha Sadr Haghighian. Die Installation beschäftigt sich in mehrdeutiger Weise mit dem Finanzsystem und den Bezügen zwischen Geld, Wert sowie den subjektiv daran geknüpften Vorstellungen. Ursprünglich 2008 für den Frankfurter Kunstverein entstanden, unterstreicht die neue Präsentation bei Ludlow 38 die diagrammähnlichen Qualitäten der Arbeit.

Im vorderen Raum von Ludlow 38 steht ein Kohleofen neben einer Palette Briketts aus eingestampften Eurobanknoten mit einem Nennwert von ca. 90 Millionen Euro. Die verschlungenen Ofenrohre führen durch eine Glaswand in den hinteren Ausstellungsraum. Durch das Fenster ist eine Wolke aus Plastikäpfeln zu sehen, die von buntem Discolicht angestrahlt werden und sich auf diese Weise vielfach als Schatten auf den leeren Wänden abzeichnen. Durch die Glasscheibe dringt gedämpfter Klang von Technomusik.

Im lokalen Kontext von Frankfurt/Main beschäftigte sich die Arbeit Sadr Haghighians vor allem mit der Einführung des Euro in der Europäischen Währungsunion 2002. Frankfurt/Main ist die Heimat der Europäischen Zentralbank und ein Zentrum des europäischen Finanzhandels. Das Rohr, welches wie eine Diagrammlinie durch die Installation führt, suggeriert eine Reihe von Beziehungen, die gleichzeitig eindeutig und rätselhaft sind. Während der Euro als stabilisierte Währung einerseits den europäischen Handel unterstützen sollte, fiel der Wert des Geld in den Händen der Bevölkerung andererseits nahezu über Nacht um 50 Prozent, da die Umtauschrate zur früheren Währung, der D-Mark, ungefähr 1:2 betrug. Wert wurde gleichzeitig geschaffen und ausgelöscht. Harte Währung und Marktexpansion gehen Hand in Hand mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und dem Umzug von Produktionsstätten.

In New York, einem Weltfinanzzentrum, entfaltet die Arbeit weitere Bedeutungsebenen. In der Finanzkrise gerieten Währungen weltweit unter Druck und verloren an Wert. Mit den von verschiedenen Regierungen durchgeführten Rettungsaktionen, und trotz der wiederholten Forderung nach stärkerer Finanzmarktregulation, gingen damit Kürzungen von Sozialleistungen einher. Kurioserweise hat die Finanzmarktkrise populistische Stimmen gestärkt, die eine Wiedereinführung von Landeswährungen fordern.

Zudem stellt der “Eventcharakter”, der durch die Musik und das Licht im Raum erzeugt wird, eine Verbindung zu alternativen Ökonomien her, die im postfordistischen Wirtschaftssystem an Einfluss gewonnen haben. Wert ist also eine Frage der Interpretation, obgleich er auf gemeinsam geteilten Annahmen basiert und unser aller Leben beeinträchtigt.

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Ausstellungseröffnung
07.07.2010, 18:00—20:00 Uhr

I Know it When I See It: Financial Reform and Proprietary Trading, Vortrag von Robert Wosnitzer
Cultural economies, Diskussion mit Jackie McAllister und Axel John Wieder

08.07.2010, 19:00 Uhr
Goethe-Institut Wyoming Building, 5 East 3rd St. (between Bowery and 2nd Ave), New York

Museum of American Finance
15.07.2010, 15:00 Uhr
48 Wall St., New York

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Ludlow 38 wird unterstützt von MINI und Friends of Goethe.

Ludlow 38 Künstlerhaus Stuttgart Goethe-Institut New York
38 Ludlow Street
New York 10002, USA
Tel. +1 212 228 6848
www.ludlow38.org
info@ludlow38.org

Öffnungszeiten: Donnerstag—Sonntag , 13:00—18:00 Uhr


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